Clubhomepage des Steyr Puch Club Salzburg HISTORISCHES |
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DIE GESCHICHTE DER STEYR-PUCH AUTOMOBILE (1957-1975):Im Jahre 1954 wurde beschlossen, in Graz-Thondorf – nach dem 2.Weltkrieg – wieder eine eigene österreichische PKW-Produktion, und zwar die eines Kleinwagens, anlaufen zu lassen. Die enormen Kosten einer kompletten Neukonstruktion bzw. der Produktion einer eigenen Karosserie drohten das Projekt scheitern zu lassen! Aufgrund eines Assembling-Vertrags mit Fiat konnte man sich die Produktion einer eigenen Karosserie jedoch sparen, es genügte die Rohkarosserie des Fiat 500 anzukaufen und zu adaptieren: Die wesentlichen Karosserieteile wurden also bei Fiat gekauft und dann in Graz endmontiert. Lediglich der Motordeckel sowie in späteren Jahren das feste Dach wurden in Eigenproduktion hergestellt. Obwohl äußerlich sehr ähnlich und für Laien bis heute oft nur schwer auseinanderzuhalten, waren die Unterschiede vor allem technischer Art zwischen dem italienischen Fiat und dem österreichischen Steyr-Puch enorm: Ende 1957 wurden die ersten Steyr-Puch 500 zum Verkauf angeboten, standardmäßig als Cabriolet mit langem Faltdach und hinten angeschlagenen Türen ("Selbstmördertüren"). Bemerkenswert ist, dass diese Modelle noch keine Kurbelfenster aufwiesen, lediglich das vordere Dreiecksfenster ließ sich aufschwenken! Auch die restliche Ausstattung war eher spartanisch.
Der Steyr-Puch 500 D und Steyr-Puch 500 DL: 1959 erfolgte die erste Überarbeitung, und um die Modelle künftig unterscheiden zu können, wurden Buchstaben-Kürzel eingeführt. Das Modell Steyr Puch 500D erhielt ein festes Dach (das „D“ steht für „Dach“!) mit dem markanten Heckbürzel wegen der besseren Kopffreiheit für die Fondpassagiere. Denn wie bereits erwähnt: Im Unterschied zum Fiat 500 sollten beim Puch auch auf der Rückbank zwei Erwachsene Personen Platz finden! Außerdem erhielten die Autos ab sofort (endlich) auch die angesprochenen Kurbelfenster... Auf Wunsch war aber auch weiterhin eine Cabrioversion lieferbar, bzw. ein relativ einfach anzuwendender Umbausatz.
Der Steyr-Puch 700 C und Steyr-Puch 700 E: 1961 führte man eine neue Karosserievariante, nämlich den 700C („Combi“) bzw. 700E („Economy“, mit einem schwächeren Motor und kürzerer Getriebeübersetzung) mit Heckklappe und Ladefläche ein. Der 700C leistete 25PS, der 700E nur 19,8PS mit je 650ccm.
1962 wurde der eine neue Motorversion für die Limousine geschaffen, statt 493 hatte er nun ebenfalls 650ccm bei einer Motorleistung von 19,8PS,die neue Modellbezeichnung lautete 650T („Thondorf“). Dieses Modell ersetzte somit den 500DL, dessen Serie damit vom Markt genommen wurde.
Bald wurde auch das noch stärkere Modell 650TR (das „R“ steht für „Rallye“) präsentiert, welches anfangs jedoch für Behörden wie Polizei und Gendarmerie als Einsatzfahrzeuge bestimmt war. Erst 1964 lieferte man die 650TR serienmäßig aus, die Nachfrage nach den 27PS und 660ccm starken Fahrzeugen mit Doppelvergaser war entsprechend groß.
Karosserie und Ausstattung blieben allerdings bei beiden Typen 650T sowie 650TR unverändert zum 500D/DL, obwohl dennoch natürlich etliche Kleinteile ausgetauscht werden mussten. 1965 erreichte man den Leistungsgipfel mit der Modellvariante 650TR II: Dies ist eine spezielle Motorsportversion mit 42PS bei 6000 U/min, einer „scharfen“ Nockenwelle und Auspuffanlage und etlichen Modifikationen. Dennoch blieb der Ur-Motor vom 500er des Jahres 1957 die Basis, was äußerst bemerkenswert ist. 1966 gelang dem Polen Sobieslaw Zasada auf einem 650TR sogar der Europameistertitel für Tourenwagen der Gruppe II, aller Klassen!
Darüber hinaus wurden die kleinen Steyr-Puch-PKW speziell von Anfängern und Einsteigern gerne als günstige aber konkurrenzfähige Renn- und Rallyefahrzeuge verwendet. Unzählige Erfolge bei nationalen und internationalen Bewerben stehen hier zu Buche, speziell bei Slalom- und Bergrennen, aber auch bei Rallyies und Eisrennen galten die wendigen, robusten und drehzahlstarken Autos aus Graz als beinahe unschlagbar! Einen Einblick in die Steyr-Puch-Rallyegeschichte findet man hier (zum historischen Rennsport). Der Steyr-Puch "Europa", z.B. Steyr-Puch 500 neu: 1967 wurde die bei Fiat in Turin bereits 1965 modifizierte Karosserie des Fiat 500 (nach der Aufarbeitung aller Lagerbestände, Anm.!) schließlich auch in Graz übernommen. Wie bisher, wurden die Karosserieteile auch jetzt von Fiat angekauft und in Graz endmontiert. Wesentlichstes Merkmal dabei waren die jetzt vorne angeschlagenen Türen. Unbestreitbar ein wesentlicher Sicherheits- und Stabilitätsfortschritt!
1969 entschloss man sich, wegen der sinkenden Nachfrage nicht nur die Karosserie, sondern auch die komplette Antriebseinheit vom Fiat 500 zu übernehmen, lediglich der Motor wurde noch in Graz gefertigt und eingebaut. In Kombination mit dem 19,8PS-Motor hieß das Modell nun 500S („Sport“).
1974 übernahm man in Graz schließlich die Karosserie vom Nachfolgermodell des Fiat 500, jene des Fiat 126. Auch hier beschränkte man sich im Wesentlichen auf den Einbau des Puch-Motors in das fast fertige Fahrzeug, das Auto war also wiederum "nur" ein Fiat mit Puch-Motor. Bereits 1975 stellte man allerdings die Produktion endgültig ein, die letzten Fahrzeuge wurden 1976 verkauft. Die Ära der Steyr-Puch Kleinwagen war aufgrund der viel zu geringen Nachfrage sowie des verhältnismäßig hohen Preises endgültig vorbei.
Sonderkarosserien: Neben den PKW-Serien-Modellen wurden auch einige Prototypen sowie Fahrzeuge mit Sonderkarosserien produziert:
(zur Statistik / Verkaufstabellen) Annlässlich des 60-Jahre Jubiläums in 2017 hat Hans-Georg Trölztch einen kleinen Bericht verfasst. Zu lesen ist er unter dem folgenden Link...
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