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aktualisiert am: 10.10.2018

 
 


 

An dieser Stelle stellen wir abwechselnd einzelne Mitglieder unseres Clubs vor.
Jeder von ihnen ist nämlich etwas ganz Besonderes...

Michael
Kuhn

Name: Michael Kuhn
Geboren: 11.08.1947
Wohnort: Filderstadt
Beruf: Privatier
Sein Steyr-Puch

650TR2 Europa, Baujahr März 1968

Seine Beifahrerin: Rita

Ohne meinen Vater Karl, der ein freundlicher und großzügiger Mensch war, wäre das mit den Puchs nichts geworden. 
Das Ganze fing mit einem Fiat 500 und meinem 18. Geburtstag 1965 an. Ich war der einzige in meinem Freundeskreis der ein Auto hatte. Ich durfte alle nach Hause fahren. Bis zu sechs Insassen-Natürlich nur Nachts. 

Im gleichen Jahr fuhren mein Vater und ich zum Bergrennen nach Eberbach im Odenwald. Die Zuschauer standen im Wald. Links von der Strecke der nackte Fels, rechts alte Bäume dann der Abhang. An manchem Baum war ein kleiner Strohballen befestigt. Das musste reichen. 

Heinz Liedl fuhr damals auf den kurzen Geraden in Eberbach die schnellste Zeit aller Tourenwagen. Dieser unglaublich schnelle und laute Fiat 500 stellte sich dann als Steyr Puch 650 mit einem Getriebe das auf max 100 km/h übersetzt war heraus. So einen Alpen-Carrera wollte ich auch haben. Ich war damals noch Schüler mit langer Schulzeit. Nachdem ich meinen Vater lange genug genervt hatte, kaufte er mir 1966 einen gebrauchten originalen 650 TR1 Baujahr 1964 aus Baunatal bei Kassel. Für ca 1800.- €.  Auf Achse fuhr ich dann durch Schnee und Eis nach Graßlfing zur Firma Liedl. Vier Wochen später konnte ich ihn wieder abholen - nun mit ca 40 PS. Was eine Gaudi. 1967 fuhr ich zum Nürburgring. Schon nach 5 Km in der grünen Hölle gab es Tanzeinlagen. Ich war überfordert. Das war damals noch der alte Ring mit schönen grünen Hecken.


1967 im Spätherbst am Start- und Zielbereich alter Nürburgring

1968 habe ich dann einen gebrauchten TR2 Europa  für ca 2000.-€ von der Fa.Lübbering aus Oberhausen gekauft. Mit diesem Puch fuhren dann meine damalige Freundin und ich nach dem Abitur in Richtung London. Auf dem Rückweg über die Rennstrecke Brands Hatch mitten in einer parkähnlichen Landschaft gelegen. Das Leben war schön und unbeschwert.

Dann überraschte mich für 18 Monate die Bundeswehr. Der TR2 sprang im Winter nicht an, der Innenraum wurde trotz Heizung nicht warm und die Begeisterung für den Puch verkümmerte. Ein Käfer war die Lösung. Dann einige Jahre Studium und ich vergaß den Steyr Puch.


Aber 1981 machte mein Vater für uns beide einen kostspieligen Fehler. An einen in Frankfurt-Höchst geparkten Steyr Puch 650 steckte mein Vater einen Zettel unter den Wischer mit der Bitte der Besitzer solle sich doch bitte mal bei ihm melden.Den Zettel habe ich heute noch und erinnert mich daran wieviel Geduld und Großmut mein Vater für mich aufbrachte. Der Besitzer dieses besagten Steyr Puchs hat mir dann nach 30 Jahren den Zettel meines Vaters wieder zurückgegeben.

 

Jetzt ging es mit dem Puch erst richtig los. Auf dem Markt gab es  zu dieser Zeit Anfang der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts nur verbastelte Steyr Puch Kümmerlinge zu kaufen. Auf eine Anzeige in der „Auto Motor und Sport“ hin meldete sich ein Wiener Puch Besitzer und bot seinen originalen 
Steyr Puch 650 TR2 Europa ausgeliefert von der Firma Moser in Wien in neuwertigem Zustand an. 
Wagenstammkarte und Rechnung vorhanden. Ein seltener Glücksfall. Zwei neue originale TR2 Zylinderköpfe gab es noch dazu.

Der Preis war für die damalige Zeit exorbitant und heute unglaublich billig. Dieser Steyr Puch TR2 Europa,  Baujahr 1968 hatte 1971 einen schweren Unfall und der Besitzer kaufte dann die letzte vorhandene neue TR2 Karosserie, die mit den Bohrungen in der Mitte für die Instrumente, vom Werk in Graz. Die Rechnung für die Karosserie habe ich heute noch. 
Karosserie mit 2 Türen inclusive Sportfahrer-Rabatt ÖS 14.500.-

Erst 1979 wurde dieser TR2 dann mit der Karosserie, neuen Teilen wie Bremstrommeln, Monte Carlo etc. bei der Firma Czakoi & Machon in Wien wieder zu einem TR2 in der Originalspezifikation aufgebaut. Motor und Getriebe hatte Freddy Thaler aus Graz überholt.

Mit diesem TR2 fuhr ich dann 1982 über Timmelsjoch und Großglockner nach Graz ins Werk wo ich mich sofort neben einen roten Pinzgauer stellte. Damals konnte man unbehelligt alles was an Steyr Puch Unterlagen im Werk noch vorhanden war kopieren. Keiner verlangte einen Schilling. Dem Werk ging es damals finanziell miserabel. 

Durch den Besuch lernte ich einige Steyr Puch Mitarbeiter kennen von denen ich dann im Laufe der kommenden Jahre seltene Teile wie Stoßstangen, Bremstrommeln, Getriebeübersetzungen, Schaltstifte, Synchronringe und einen kompletten neuen 650 T Motor kaufen konnte. Aus und vorbei. Die Teile wurden dann fast alle für den Aufbau des IMPs genutzt.

 

1983 hatte ich schon den IMP von Otto Leitner anläßlich des Oldtimer Grand Prix auf dem Salzburgring gesehen. Dieses Puch Sondermodell kannte ich nicht. Der sah toll aus und war winzig. Erinnerte mich an diese wunderschönen Abarths aus Turin. Ich weiß heute nicht mehr, wer mir den Tipp für den IMP in St.Pölten gegeben hat. Dort stände ein IMP zum Verkauf. 1986 gehörte dann der nicht fahrbereite IMP, aber komplett und mit einer weitgehend erhaltenen Karosserie mir.


Mein Vater rechts und der Verkäufer in St.Pölten 1986

1983 haben sich dann einige einsame und orientierungslose Puch Liebhaber in Deutschland zum „Steyr Puch Freundeskreis“ zusammen getan und die erste Ausgabe der „Thondorf“ herausgegeben. Das Interesse an den „Puchschammerln“ nahm langsam zu.
1984 ging es mit der Gründung des „Steyr Puch Clubs Salzburg“ in Salzburg weiter. Wenn ich mich recht erinnere im „Zum Hirschen" in Salzburg.


Im gleichen Jahr trafen sich fast 50 Steyr Puch Besitzer aus Deutschland und Österreich auf der neuen Grand Prix Strecke des Nürburgrings.
Man lernte sich näher kennen und tauschte Adressen aus. Die Preise für Teile und komplette Fahrzeuge stiegen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden alte unrestaurierte  Puchs noch als Schrott geschmäht.
Auf einer Reise mit einem befreundeten Steyr Puch 500 Besitzer hätten wir zur der Zeit drei komplette Puchs, gefunden auf dem Boden eines Vierkant Hofes in Oberösterreich, für wenig Geld kaufen können.


1985 dann die großartige Steyr Puch Ausstellung bei Walter Niessner in Wien

1986 restaurierte dann mein Vater in einer angemieteten Garage neben unserem Haus in Frankfurt-Höchst innerhalb von neun Monaten den IMP. Mit den reichlich vorhandenen Teilen baute die Firma Haering eine Motor mit 45 PS, der bis 2016 also 30 Jahre lang nie auch nur ein einziges Problem zeigte. Das Getriebe wurde von Heinz Liedl überholt und einige Holzarbeiten in den Türen bzw unter dem Armaturenbrett inclusive der Zulassung in Deutschland wurden von dem Abarth Sammler und Restaurierer Leo Aumüller in Schönbrunn bei Bamberg durchgeführt.


1987 - Mit dem IMP bei Roland und Hartwig in Vöcklamarkt. Ser Salzburger IMP gehörte Michael Steffny

Der Zenith Vergaser und die Zündung meiner beiden Puchs wurden von Roland Heiml optimiert mit dem Ergebnis das beide Fahrzeuge 35 bzw 30 Jahre lang immer ansprangen und unter allen Bedingungen funktionierten Manchmal standen die Puchs 9 Monate beruflich bedingt ganz ruhig in der Garage.


1990 Rita beim Packen. Ziel Bad Radkersburg in der Südsteiermark

Der IMP und der TR2 waren immer angemeldet Ab 1995 wurden sie nur zum deutschen TÜV bewegt aber kaum noch gefahren. Ich stand dann vor der Frage, ob ich beide Puchs mit den Ersatzteilen und der sehr umfangreichen Sammlung an Prospekten, Plakaten, technischen Unterlagen und Automobilia verkaufen sollte, aber ich habe es gelassen.

Ab 2013 erlebte der Steyr Puch bei mir dann sein Comeback.
Mit meiner Frau mit der ich schon 1992 und dem IMP über einige Schweizerpässe wie Furka, Stilfserjoch und Grimsel gefahren war und sich als Beifahrerin im IMP besondere Toleranzen erarbeiten musste, besuchte ich das Steyr Puch Treffen am schönen Wolfgangsee. 


Auf dem Furka 1992

Wenn Deutsche an den Wolfgangsee denken, erinnern sie sich der Filme aus den Fünfziger Jahren und die Gedanken gehen zu Hannelore und Helmut Kohl in St.Gilgen. Die Pfunde die Helmut Kohl dort verlor hat er sich in kürzester Zeit wieder angefuttert also ist er nächstes Jahr wiedergekommen. In Appesbach am Wolfgangsee waren wir mit Walter Niessner, Inhaber einer Fiat und Steyr Puch Werkstätte in Wien, verabredet. Walter ist Puch Urgestein. Hat aber leider in einem Anfall von verminderter Präsens seine prächtige Steyr Puch Sammlung verkauft. Nun ja auf jeden Fall fuhr ich im Oktober 2013 mit meinem Audi A2 und dem TR2 auf dem Anhänger zu Walter nach Wien zum großen Service. Der Motor wurde zur Überprüfung von Zylinderköpfen, Ventilen, Kolben und Zylinder zerlegt. Das Getriebe überprüft und die Achsen neu gelagert. 


Bei Walter Niesser. Service für Motor und Getriebe

Jetzt konnten die Großen Touren beginnen.

- 2014 noch alleine zur Tremola/Gotthard und wieder zurück in 3 Tagen.
- 2015 war das Selbstvertrauen schon gewachsen. Mit Martin Vormann fand ich den richtigen Partner für solche Unternehmungen. Wieder in die Schweiz aber über 13 Pässe in 3 Tagen. Ausgangspunkt war jeweils das Obere Donautal im Land der Badener und Schwaben.

- 2016 wurden die Ambitionen noch größer.
2500 KM in 10 Tagen durch die Dolomiten über die Karnische Dolomitenstrasse nach Sakusak in Slowenien dem Geburtsort von Johann Puch.
Martin kam mit seinem Puch auf dem Hänger ins Obere Donautal. Diesmal mit einem 700 Combi statt seinem 650 T mit dickem Hubraum wie 2015
Ich startete auf Achse von Stuttgart aus 

9 Pässe in den Dolomiten an einem Tag. Wir waren die Könige.

Alle Touren ohne technische Probleme. Nur mein Rücken zeigte mir mein Alter auf. Die Bilder zu den Touren 2014 bis 2016 und einiges mehr findet ihr unter https://www.flickr.com/photos/steyr-puch1/albums

Den IMP habe ich 2016 schweren Herzens nach Österreich verkauft. Er ist in guten Händen

Ein paar Jahre werden Martin, meine Person und unsere Puchs schon noch unterwegs sein. Die französischen Alpen wären noch ein lohnendes Ziel oder das Friaul. Müssen mal Gerhard R. fragen


Nürburgring Mai 2014 - Michael, Martin, Heinz und Georg (v.l.n.r)

 


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